Monday, 10 August 2015

VIRGINIA DYER

Mit einem Knall landete das Glas auf dem Boden. Virginia Dyer klingelte gleich nach Miss Cumbercastle, beim zweiten Mal schon wesentlicher entschiedener, aber die Gute rührte sich nicht. „Sie ist manchmal ein wenig stoisch.“ Die Gentlemen von der Westküste sahen sie an, als säßen sie in irgendeinem Theaterstück. „Wenn Sie erlauben“, sagte einer, da war aber wohl nicht viel dahinter. Virginia klingelte noch einmal, dann schleuderte sie das Glöckchen entrüstet vor die Katze, die erschrocken aufsprang und aus dem Zimmer rannte. „Es soll jetzt Zeppeline geben, die es bis über den Atlantik schaffen!“, war ihr nächster Kommentar. Man könnte sich fragen, wer gerade mehr geboten bekam: die Ehefrauen, die sich die Zeit am Broadway vertrieben, oder doch eher die Gentlemen.

Unter denen, die den weiten Weg von LA nach Manhattan zurückgelegt hatten, gab es einen, der bei dem Wort „Zeppeline“ hellhörig wurde: Alfred Bust, ein lebender Beweis dafür, dass sie in Kalifornien selbst stockkonservative Männer gewähren lassen. Kaum hatte Virginia ihren Satz ausgeplaudert, zückte er einen Stapel Unterlagen hervor und legte ihn auf den Tisch. Das war schon in Ordnung so, die Herren waren schließlich der Ideen wegen hier, die junge Lady wollte investieren.

Virginia gab Bust Zeit, die zerfledderten Blätter in die Reihe zu kriegen. Aber sie konnte es schon riechen: Da vor ihr raschelte ein Bombengeschäft! Sie rutschte auf ihrem Stuhl ein Stück nach vorne, um die kleine Skizze links unten besser erkennen zu können. Dabei zog sie mit ihren Mary Janes ein paar der Scherben knirschend über das Parkett. Ach ja, die Scherben. Die mussten jetzt endlich weg, dachte sie sich und sank auf die Knie, um wenigstens die größten aus dem Weg zu sammeln. Die Gentlemen zogen prompt die Füße ein. Aber Bust blieb sich treu. Er schob mit der Schuhspitze ein ausgebüxtes Stück Glas zu ihr hin. Genau unter ihr Gesicht. Sofort stand Virginia auf und langte ihm eine. „Sie sind der letzte Dreck!“, schimpfte sie, und das konnte Miss Cumbercastle offenbar hören. Mit einem Mal stand sie in der Tür. „Schaffen sie diese Leute hier raus!“, und Miss Cumbercastle tat, was die Lady von ihr verlangte. Wie immer und ausnahmslos.

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