Sunday, 2 August 2015

SHANE BISHOP

Shane ließ Claire noch schnell die abrasierten Haare aus seinem Nacken fegen, dann marschierte er los, raus aus dem Haus und die Lane hoch, von wo aus er Sheffield auf den Scheitel gucken konnte und Fish und Chips wie Lachssouffle auf französischem Baguette duftete. Claire kam noch ein paar Kreuzungen mit, sie wollte sehen, ob er sie auch nicht veräppelt hatte. Aber schließlich drückte sie ihm einen Abschiedskuss auf die Wange. Es nieselte, das Licht wurde schwächer und die Autoscheinwerfer begannen, sich auf der nassen Straße zu spiegeln. Sie war für acht mit Sue und Steph verabredet und wollte los.

Im Haus der Kensingtons bellte schon der Hund. Misses Kensington öffnete. „Hunde waren aber nicht abgemacht, Ma’am!“ „Iren auch nicht!“ Die Lady strich mit der flachen Hand über seinen runden Schädel mit den roten zwei Millimetern darauf und musterte ihn. Tolle Frau, dachte sich Shane, kleiner als er, und sie hatte keinen Schiss, mit Skins Geschäfte zu machen. Immerhin ging’s um ihre Tochter. Und zu all seinem Glück konnte er von irgendwoher sogar Bronski Beat hören. Hinten im Flur sah er, wie Mister Kensington sich an einem Windsor fast das Leben nahm.

Die 20 Pfund durfte Shane sich aber erst nur ansehen. Misses Kensington bestand darauf, die Scheine in einem schneeweißen Kuvert zu verschließen und in ihre kleine Handtasche zu stecken wie sich selbst in dieses Etuikleid mit Ringelmuster. Ein konspiratives Versprechen für ihre Rückkehr, „wenn meine kleine Lucy noch leben sollte“. Dann zeigte sie ihm den Kühlschrank mit Sandwiches und einer kleinen Flasche Lager, extra für ihn, das Wohnzimmer mit der Anlage und einer Bahn aufrechtstehender, sich aneinanderschmiegender Platten von Blondie bis Percy Sledge, und rief schließlich Lucy zu ihnen herein, die Shane zur Begrüßung ein zartes Küsschen auf die Wange gab. Hörte er da etwa die Engel singen? Claire hatte ihn ausgelacht, als er ihr von seinem Babysitter-Zettel im Sainsbury’s erzählt hatte. Von draußen hupte Mister Kensington nach seiner Frau, aber Ford Sierras können keinen Schlussakkord. Der Rest ist Geschichte.

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