Tuesday, 9 August 2016

JANICE LEE

Janice hatte sich den falschen Kerl ausgesucht, um sich seiner Hilfe zu bedienen, Terence, und so fand sie sich nach dem Abend im Golden Go auf dem Beifahrersitz eines Autos wieder, das von Bremslichtern eines Streifenwagens angestrahlt wurde. Sie nahm es gelassen. Sie ging immerhin einem Job als Empfangsdame in einem Muschileckerladen mit Kokain-Attitude in einem noch kaum erschlossenen Randviertel von Los Angeles nach, womit manche Cops offensichtlich ein Problem hatten und sich ständig wie die Schmeißfliegen auf sie stürzten. Oder es lag daran, dass man ihr deutlich ihre asiatischen Wurzeln ansah und die Polizei nach einem einzigen Fall kalifornische Chinesinnen als die Drogenkurierinnen schlechthin ausgemacht hatte. Wahrscheinlich war es das, denn ihr Boss gab sich alle Mühe, der Polizei sein Geschäft so schmackhaft wie möglich zu machen. Und einer der beiden, die sie angehalten hatten, sah tatsächlich so aus, als wäre er schon einmal an Janice‘ Tresen gewesen, um das Muschilecker-Supersonderangebot zu bestellen: halber Preis speziell für, na, für Cops.

Dieser Mann ließ sie im Auto warten, während er zehn Meter weiter ihre ID-Karte wie einen Frisbee vor sich hielt, den er gleich wegwerfen wollte, und auf seinen Kollegen einredete, der daraufhin zu Janice an den Camaro kam. „Steigen Sie aus, Miss“, sagte der Polizist und schob seine Rechte hinter den Rücken, wo ein Revolver war. Janice sah ihn von ihrem Sitz aus eine Weile an und legte, „hm“, abschätzend den Kopf zur Seite. Da saß ihr Freund Terence schon auf der Rückbank des Streifenwagens. Hinter der Heckscheibe zeichneten sich seine Locken ab.

Für den einzigen Anruf, den die Polizisten ihr auf der Station gönnten, entschied Janice sich für einen Mister Laforge, den sie zwar noch nie gesehen hatte, der aber der schon erwähnte Patron ihres Muschileckerladens war. Und obwohl Laforge sie am Telefon mit Jade ansprach, dauerte es keine zwölf Minuten, und sie war wieder auf freiem Fuß. Janice zog es vor, den Taxiservice von einer Telefonzelle aus anzurufen, statt noch einmal bei der Polizei zu telefonieren. Und dann musste sie noch entscheiden, ob sie entweder zurück zum Camaro wollte, dessen Schlüssel sie abgezogen hatte, oder lieber gleich nach Hause (Janice wohnte in einem Zwei-Zimmer-Haus direkt am Strand). Sie ließ sich zum Camaro fahren und stellte ihn in ihrer kleinen Garage ab. Deshalb war das Auto weg, als Terence, später auf die gleiche Idee kam, womit etwas Neues seinen Anfang gefunden hatte.

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