Mein erster Morgen hier gehoerte meinen tiefgruendigen politischen Studien. An der Seite vom grossen Congressgebaeude hier ist eine offene Tuer. Ich bin dort vor fuenf Jahren schon rein und hatte es bis in den zweiten Raum geschafft. Jetzt haben sie mich gleich an der Eingangstreppe empfangen. Ich habe den leichten Verdacht, dass sie daraufhin gleich den passenden Schluessel gesucht haben, also ist der Tipp wohl nichts mehr zum Nachmachen. Aber ich habs noch geschafft. Nach einer kleinen Diskussion waren sie dann bereit, mich einmal komplett reinzulassen. Welch Ehre. Sie setzten mich auf eine total veraschte Ledercoach, und nach ein paar Minuten kam dann eine junge Congress-Angestellte, um mir den Empfangsraum mit zwei riesigen Gemaelden, die wichtigste Bibliothek des Landes, wie sie sagte, und den grossen Parlamentssaal zu zeigen. Einfach so. Da warne wir dann alleine drin. Ich durfte auch filmen. Leider hab ichs nicht drauf, wie sie mir schnell noch nen Kuss auf die Backe drueckt - tja, wer im Congress arbeitet, hats drauf, was nicht vor die Linse darf. Also ich kann nur sagen: Mit der Politik hier ist alles bestens!
Mit dem Wetter irgendwie nicht. In der Zwischenzeit hats heftig zu regnen begonnen. Ohne Schirm keine grosse Schau. Aber da kam mir die glorreiche Idee, mich von den Passanten immer ein Stueck weit mitnehmen zu lassen. So wurde ich nicht nass und hab mit einem Schlag unglaublich viele Menschen hier kennengelernt. So eine Carla zum Beispiel hat mir erklaert, in welchem Bistro sie Kaffee kocht. Aber ich hab leider nicht verstanden, wo genau. Also, jeder, der mal alleine unterwegs ist und sich auch so fuehlt, kann gerne mich unterwegs zitieren, wie der schoene Gutti sagt. Ich bin von jedem unterm Schirm herzlich empfangen worden - man sieht ja auch schon vorher, wie die Leute in etwa gelaunt sind. Allerdings muss es dazu natuerlich regnen.
So, genug. Hier ist zwar Feier-Gedenktag, und alles hat zu. Aber ich werd schon was Cooles finden. Wer es wissen will: Heute vor 35 Jahren kam in Argentinien eine Militaerjunta an die Macht, unter deren Fuchtel etwa 30 000 kritische Menschen gefoltert und bei vollem Bewusstsein gefesselt ueber dem Atlantik abgeworfen wurden. Seit 1983 gibt es hier wieder ein Demokratie, und der Slogan lautet: Nunca mas. Niemals wieder!
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