Deutschland interessiert in Argentinien kaum jemanden. Das zumindest ergibt sich aus der verschwindent geringen Spuren, die sich im Alltag des suedamerikanischen Landes finden lassen. Die einzige Nachricht aus Deutschland, die es in den vergangenen Wochen in die Presse geschafft hat, war ein Aufmacher auf den hinteren Seiten ueber grosse Demonstrationen gegen die Nutzung von Atomenergie in Berlin, Hamburg, Koeln und Muenchen. Die Wahl in Baden-Wuerttemberg dagegen hat hier keine Aufmerksamkeit gefunden, genauso wenig wie die Qualifikationsspiele der Fussball-Nationalmannschaft von Jogi Loew - ganz im Gegensatz zu den Spielen von Spanien (gegen Lettland) und den Niederlanden (gegen Ungarn), deren Tore manche TV-Nachrichten regelmaessig aufs Neue gezeigt haben. Das einzige Trikot einer deutschen Mannschaft, dass die zahlreichen Fan-Souvenirshops mit internationalem Anspruch in Buenos Aires anbieten, ist das von Borussia Dortmund.
Auch in der Kultur findet Aktuelles aus Deutschland eher kaum Beachtung. In den alternativen Kinos laufen dagegen hauptsaechlich franzoesische und englische Produktionen. Nur der Film "El mundo es grande" nach einer Geschichte von Ilja Trojanow zeigt derzeit das Haus Artecine nahe dem Obelisk. Zu etwas Ruhm hat es immerhin Regisseur Fatih Akin geschafft: Im gleichen Kino erinnert ein riesiges Plakat an seine Komoedie "Soulkitchen" (Cocina de la alma), und im Fach fuer deutsche Filme im sonst sehr gut sortierten Geschaeft Zival`s (Corrientes y Callao) wartet sein "Gegen die Wand" (Contre la pared) zwischen einer Reihe von Romy-Schneider-DVDs und Klassikern wie "M - Eine Stadt sucht einen Moerder" auf einen Kaeufer.
Im Fach Deutsche Musik stehen ungefaehr zehn CDs mit Liedern von Marlene Dietrich, in Deutschland laengst wieder vergessenen Saengern aus der Weimarer Republik, den Comedian Harmonists und Schlagern von Christina Bach. Ein Plattenlanden in einer Passage, der sich auf alternative Musik spezialisiert hat, verkauft T-Shirst mit den Motiven von den Einstuerzenden Neubauten, Can und Kraftwerk (Name und Adresse des Ladens kann ich bei Bedarf weitergeben - ein Geheimtipp, aeussert schoene Band-T-Shirts gibt es hier, die man sonst nirgendwo bekommt).
Kulinarische Spuren aus Deutschland habe ich in Buenos Aires bisher fast keine gefunden. Allein ein Supermarkt, in dem ich war, fuehrt wenige Flaschen Beck`s Exportbier, eine Kneipe wirbt mit Warsteiner. Ansonsten verkaufen sie neben argentinischem Bier (Quilmes) hauptsaechlich Stella Artois aus Belgien. Bemerkenswert ist ein Imbiss, der Wraps beziehungsweise Enchiladas als "europaeisch" anpreist.
Uebrigens: Mich halten die Einheimischen hier meist fuer einen Hollaender. Noch nie hat mich jemand gefragt, ob ich Deutscher sei. Ich fuehle mich seit langem auch zum ersten Mal wieder blond - vielleicht vergleichbar wie ein Schwede bei uns, nicht voellig aus dem Rahmen, aber schon etwas anders im Aussehen.
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