THIS IS ENGLAND spielt 1983 in einer ungenannten englischen Stadt in der Arbeiterklasse, ist aber zwanzig Jahre später gedreht. Der zwölfjährige Shaun lebt mit seiner Mutter in einem winzigen Reihenhaus. Er ist allein, kommt bei seinen Mitschülern nicht an und muss sich ständig wehren - zum Beispiel, weil er Schlaghosen trägt. Dann trifft er auf Woody und dessen Clique. Und los geht's. Die Reiseführung durch die tristen Bauten der Drehorte Notthingham und Grimbsy übernimmt Regisseur Shane Meadows, der seine Zuschauer an die Hand nimmt, ohne feste zuzupetzen
Das Erfrischende hier ist, dass neben dem üblichen Hergang eines so angesiedelten Films keine weiteren Klischees mehr bedient werden. Die Mutter von Shaun säuft weder noch nörgelt sie ständig rum, sondern ist warmherzig und erlaubt dem Rabauken den Kontakt mit den älteren Skins um Woody, Lol und Milky, dem Jamaicaner, seinen neuen Freunden. Die wiederum sind ja auch keine gemeingefährliche Truppe, sondern ein echter Freundeskreis, bei dem jeder auf seine Weise akzeptiert ist. Skins sind ja nicht mit Neonazis zu verwechseln, sondern eine unpolitische Bewegung, stets schöne Skamusik im Ohr und auf den Lippen.
Erst später taucht Combo samt hässlichen Kumpel auf, frisch aus dem Zuchthaus entlassen. Sie ziehen einige der Jungs und Mädels auf die rechte Seite und machen so aus den Skins Boneheads, wie man die rechten Skins nennt. Leider auch Shaun, der mit seinen zarten Zwölf den harten Worten noch nicht gefeit ist und tatsächlich glaubt, mit "Kanaken"-Sprüchen den Falkland-Tod seines Vaters rächen zu können. Es lohnt sich, nun anzusehen, was Shaun jetzt macht und ob er sich doch noch besinnt.
Die großen Stärken von THIS IS ENGLAND:
1. Der Vorspann mit zeitgeschichtlichen Bilder aus England zu feiner Skamusik von Toots & The Maytals.
2. Der Moment, in dem drei Mädels Shaun die Haare abrasieren.
3. Die Romanze zwischen dem durchweg symphatischen Zwölfjährigen und der 18-jährigen Smell.
4. Die Szene, in der Shaun und seine Mutter Doc Martens einkaufen gehen.
5. Der Soundtrack.
Es gibt übrigens eine Miniserie mit dem Titel THIS IS ENGLAND. Sie spielt drei Jahre nach dem eigentlichen Film mit den gleichen Personen. Soll sehr gut sein. Hält der Handel bereits in Form von zwei DVDs zu je etwa 16 Euro parat. Die DVD zum Film sollte nicht über zehn Euro kosten.
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