Sunday 19 January 2014

BEN SAMET

Es ist nicht wichtig, warum und weshalb. Aber es gab Leute, die erkannten ziemlich schnell, dass Ben Samet sich nicht gut wehren konnte. Und das nutzten sie schamlos aus. Ben ließ es über sich ergehen. Aber im Laufe der Zeit entwickelte er Zwänge, mit denen er sein zerstörtes Selbstvertrauen in den Hintergrund zu spielen versuchte. Das Übliche: Zwanzig Mal nachsehen, ob die Haustür abgesperrt ist, zwanzig Mal die Hände waschen.

Und dann gab es noch diesen: Ben musste mit den Fingerspitzen jedes einzelne Brett des Lattenzauns berühren, der auf dem Weg zu seiner Arbeit lag. Dabei bohrten sich jedesmal Splitter in seine Haut, und jedesmal schluckte er den Schmerz runter. Aber eines Tages drang ein Stück so tief ein, dass sich sofort Blut herauspresste und der Folter eine tiefe Farbe gab.

Ben blieb stehen und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, stand eine Frau mit dunklen Haaren vor ihm und hielt den Blick auf seine Wunde. Und als sie seine Hand in die ihre nahm, fühlte es sich für ihn so an, als wäre ein Tropfen Honig auf seiner Zunge gelandet.
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