Tuesday 29 March 2011

Und Schluss mit den Klischees

Heute Nacht gegen drei, waehrend ich schon schlief, hat jemand versucht, in mein Zimmer zu kommen. Ich bin davon wach geworden, wie Señor Besuch die Klinke nach unten drueckt und die Tuer im Rahmen hin und her presst. Aber ich hatte ja zum Glueck abgesperrt, mein Guter.
Anschliessend ging dann der Aufzug etwa 20 Mal rauf und runter. Und wer weiss, wie laut das hier ist, kann sich denken, wo jetzt gerade, um halb zehn, meine Augenlider stehen. Etwa auf halb zehn. Auf Fruehstueck ist mir auch noch bei Leibe nicht. Mir haengen die Medialunas schon aus den Ohren raus. Aber wenigstens schmeckt der Kaffee hier aus irgendeinem Grund zwanzig Mal besser als der in Deutschland.
Und wenn wir schon dabei sind - das Essen: Ich als Vegetarier habe mir mal zum Test beim einem Tenedor-Libre-Essen, freies Buefett, ein Stueck Bife de Chorizo (das beruehmte argentinische Rindersteak), eine Chorizo (eine hier typische Grillwurst) und eine schwarze Blutwurst vom Grillmeister auf den Teller legen lassen.
Besonders ekelhaft war die Blutwurst, die - kaum mit dem Messer beruehrt - aus mehreren Loechern im Darm ihre dunkelrote Fleischmatsche freigegeben hat. Der Geschmack stand dieser umwerfenden Aesthetik in nichts nach. Zur beruehmten Parilla, eine Fleischplatte, gehoeren dann noch Nieren und allerei Kleinkram, den ich nicht identifizieren kann.
Ich habe von meinen drei Sachen je einen Bissen genommen und den Teller dann fast noch voll auf den Abraeumwagen gestellt. Man sollte es zumindest mal getestet haben. Auf Fisch verzichte ich, nachdem bei meinem vorigen Besuch vor fuenf Jahren einer mal mit meinem Magen Tango getanzt hat. Auch diesmal uebrigens habe ich es bereits geschafft, meine Toilette zu sprengen und bin der festen Ueberzeugeung, dass die Reinemachefrau mich nicht leiden kann. Die neue Toilettenpapierrolle hat sie nicht in die Halterung, sondern auf mein Bett gelegt.
Fisch und Fleisch sind aber nicht noetig. Man kommt hier als Vegetarier erstaunlich gut weg. Es gibt spezialisierte vegetarische Restaurants, bei denen die Speisen dazu noch keineswegs nach Topf schmecken. Was man hier ausserdem gut essen kann, sind die Mozzarella-Pizzen. Die sind als Imbiss akzeptiert, eine Scheibe mit 30 Zentimeter Durchmesser und einer fingerdicken Mozzarella-Schicht drauf. Die Kaese-Faeden koennen bis zu zehn Meter weit gezogen werden. Diese riesige Pizza kostet weniger als drei Euro. Da fragt man sich, wie die Frauen hier ihre Linie halten koennen. Aber jetzt, da ich inzwischen als Single ein offeneres Auge dafuer habe, kann ich getrost auch in dieser Sache mit einem Klischee aufraeumen.
Eine 30-Zentimeter-Pizza ist natuerlich auch gross genug zum Teilen. Und das kann ich dann auch bald. Der Treffpunkt mit Monsieur Kumpel Guillermo aus Santigo am Freitag ist schon abgemacht - selbstverstaendlich nicht minder prominent als vor der Casa Rosada. Und auch Psychologin Maria Laura hat sich gemeldet, mit einer Mail so lange, dass man das Scrollraedchen an der Maus sechs Mal drehen muss. Sobald sie sich frei machen kann, von ihren zwei Jobs, treffen wir uns. Tja, dann bin ich mal gespannt.

No comments:

Post a Comment